Gerwald Rockenschaub
quantum fluctuation modification

03.06.—23.08.2023

Über die Ausstellung

„Quantenfluktuation, auch Vakuumfluktuation genannt, bezeichnet die Fähigkeit des Raums, scheinbar aus dem Nichts Teilchen und deren Antiteilchen zu erzeugen. Grundlage für diese quantenmechanische Möglichkeit der Teilchenerzeugung ist die Heisenbergsche Unschärferelation.“
(Dr. Hannelore Dittmar-Ilgen in: Helpster)

„In meinen Ausstellungen spiele ich andererseits immer wieder ganz gerne mit unterschiedlichen Ideen, Inhalten, Irritationen und Ambivalenz. Diese müssen dann aber präzise gesetzt sein, um zu funktionieren und die volle Wirkung zu entfalten. In der Kunst kann man sich durchaus erlauben, dass etwas nicht eindeutig, sondern irritierend ist.“ (Gerwald Rockenschaub in: Weltkunst 2023)

Seit bald vier Jahrzehnten zählt Gerwald Rockenschaub mit seinem multimedialen Werk zu den herausragenden österreichischen Vertreter*innen der Gegenwartskunst. Rückblickend hat Rockenschaub einen eigenen, eindrücklichen und absolut konsequenten Weg zurückgelegt: von den Tuschzeichnungen der frühen 1980er-Jahre, den kleinformatigen abstrakt-geometrischen Öl-auf-Leinwand-Bilder, die der Neo-Geo-Bewegung zugeordnet werden, über die Verwendung von industriell gefertigtem Acrylglas, die Produktion raumgreifender installativer Arbeiten, die im Kontext der Institutional Critique rezipiert wurden, und voluminöser aufblasbarer PVC-Objekte. Stets ist sein Werk durch das Prinzip der Reduktion auf wenige aber wesentliche Elemente, Strukturen und Farbkontraste geprägt. Die Arbeiten des radikalen Minimalisten sind einfach, nicht narrativ, aber vielschichtig. Mit jeder neuen Werkserie, mit jeder neuen Ausstellung fordert Rockenschaub unsere eingeübten Sehgewohnheiten heraus und ebenso die Art und Weise, wie wir uns physisch durch die jeweiligen Räume bewegen und wie wir uns in ihnen verhalten. Sparsame Eingriffe in die gegebene Architektur vor Ort legen das Verhältnis von Betrachter*in, Kunstwerk und Raum offen und kehren es um. Rockenschaub, der seit Ende der 1980er-Jahre auch als DJ und Musiker aktiv ist, entwickelt seine Ausstellungsdramaturgien bereits seit Jahren am Computer und komponiert seine exakten Präsentationen – nach eigener Aussage – „auf der Suche nach dem Beat wie einen Techno-Track“. Durch diese musikalisch unterlegte und konzeptuelle Vorgehensweise, den Rückgriff auf industrielle Materialien und der makellosen, slicken Oberflächen wird ein nicht unwichtiger Aspekt seiner Arbeiten häufig übersehen: Humor beziehungsweise in seinen eigenen Worten das „künstlerische Schmähführen“.
(Stella Rollig, Axel Köhne in: Gerwald Rockenschaub circuit cruise / feasible memory/regulator, Belvedere 21, 2022).

„Ich verwende in meinen Arbeiten einfache, klare Formen oder Elemente und starke Farbkontraste als Blickfang und entwickle damit ein Spiel visueller Bedeutungen, Assoziationen, Brüche usw. Ich versuche, meine diversen Arbeiten immer möglichst einfach und präzise einerseits und komplex andererseits zu konzipieren und dadurch eine höchstmögliche Prägnanz zu erzielen.“ „Ich ziehe gern unvorhergesehene Bahnen, um den Blick der Betrachter zu verwirren und ihre Aufmerksamkeit anderswo hinzulenken. Auf diese Weise kann ich ihr physisches Erlebnis innerhalb des Ausstellungsraums steuern.“
(Gerwald Rockenschaub in: SWING Kunsthalle Bern, 2008).

Das Werk Gerwald Rockenschaubs verbindet Ready-made und abstrakte Elemente. Es stellt von der Minimal Art getriggerte „specific objects“ in einer Weise nebeneinander, die sich durch den – gelenkten – Blick des Betrachters konstituierende „specific sites“ erzeugt. Rockenschaubs Skulptur- und Bildobjekte können als Sehmaschinen begriffen werden, die durch ihr Arrangement Blicklinien festlegen und bestimmen, wer sieht und wer gesehen wird. Sie etablieren einen Dialog zwischen dem Subjekt und dem Objekt des Blickes und suggerieren Verhaltensweisen.
(Brigitte Huck in: Gerwald Rockenschaub Variations on Classic, Bawag Foundation, 2000).




Film: Sebastian Arlamovsky
Music: Gerwald Rockenschaub

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