ARCO MADRID 2022
Der Galerie Krobath gelingt in ihrer Standkonzeption für die ARCO eine überzeugendes wie stringentes Ausstellungssetting, das unterschiedliche künstlerische Positionen und Generationen in einen spannungsvollen Dialog zueinander setzt. Verbindendes Element ist eine reduzierte wie dringliche Bildsprache, die trotz hoher Unterschiedlichkeit ein harmonisches Ganzes entstehen lässt: wir sehen eine Malerei im Spannungsfeld zwischen Selbstreferenz und außerbildlicher Wirklichkeit, aber auch eine Malerei, die sich selbst hinterfragt, digitale Techniken nützt oder die Grenzen der zweiten Dimension sprengt. Formschöne Flächen treffen auf lustvoll verspielte Linien (Elisa Alberti, Sebastian Koch), cleane, geometrische Oberflächen auf schematische Figurationen (Gerwald Rockenschaub, Julian Opie), komplexe Raster in Schwarz-Weiß auf bunte Farbkreise und Skulpturen (Esther Stocker, Ugo Rondinone).
Elisa Albertis Malereien bestehen aus einfachen geometrischen Formen und sanften monochromen Flächen. Stilsicher komponiert sie Rechtecke mit weichen Rundungen und fast transparente Schichtungen. Zwischen persönlicher Handschrift und
distanzierter malerischer Form bewegt sich auch Sebastian Koch. Die tänzelnden, verschlungenen Linien sind selbstbewusst ausgeführt, bleiben aber dennoch wage und vieldeutig, ihre bedachte Setzung auf monchromen Bildgrund ist klar und verspielt zugleich.
Gerwald Rockenschaub ist in den 1980er Jahren Teil der Neo-Geo-Bewegung, die einer expressiven Malerei streng geometrische Formen in farbigen Farbfeldern entgegensetzt. Am Computer lässt er mittels eines Malprogramms abstrakte Motive entstehen, die auf Farbfolien gedruckt und Aluminium kaschiert werden und als industriell gefertigte Bilder die künstlerische Handschrift minimieren. Auch Julian Opie erschafft mit digitalen Mitteln hochstilisierte, aber figurative Bildwelten. Unverwechselbar mischt er Minimalismus und Pop Art mit einer zeitgenössischer Bildsprache, erschafft piktogrammartige Porträts oder (Tier)Figuren mit dicken Umrissen und abstrahierte, aus Farbflächen zusammengesetzte Landschaften.
Die künstlerische Welt von Esther Stocker besteht aus wenigen geometrischen Grundformen. Die Dekonstruktion der nur scheinbar genauen Form bildet den bestimmenden Ausgangspunkt ihrer Schwarz-Weiß-Malereien. Die Künstlerin entwickelt vielfältige Variationen an leicht gestörten Raster- und Ordnungssystemen und erweitert diese auch gern in die dritte Dimension. So verwandelt sie geometrische schwarz-weiße Muster durch Zerknittern und Falten in faszinierende Objekte. Ugo Rondinone lotet in konzentrisch angeordneten Kreisen mit vibrierender Farbzusammenstellung oder auch bunten, hochartifiziellen Installationen die Grenzen des malerischen Mediums und unserer Wahrnehmung aus. Die Bergskulpturen, in fluoreszierenden Farbtönen bemalt, versinnblichen sein anhaltendes Interesse an Naturphänomenen und ihrer physikalisch-ästhetischen Übersetzung.
Günther Oberhollenzer
Kurator Landesgalerie Niederösterreich / State Gallery of Lower Austria